Ansichten

Arbeitswerte

Arbeitswerte/ Durchschnittliche gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit

(Eine Analyse der kapitalistischen Volkswirtschaft mit dem Begriff der durchschnittlichen gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit.)

In unserer Wirtschaft stellen Menschen durch ihre Arbeit Werte her. Diese Werte können materieller Art sein und beziehen sich z.B. auf Stücke, Gewichtsmengen, Volumen usw. oder in der Art einer Std.-Leistung, z.B. das Unterrichten bei Lehrern. Die Werte werden gegen Geld getauscht. Sie werden zu Tauschwerten von Waren. Der Warenbesitzer erhält Geld und der Geldbesitzer die Ware oder anders ausgedrückt, der Geldbesitzer kauft die Ware. Dabei findet ein Quantifizieren des Wertes statt. Das ist der Tauschwert. Die Größe der Geldeinheiten – das sind Zahlen auf Geldscheinen oder Bezahlkonten – drückt die Wert-Schätzung dieses Kaufhandels aus.

Wird die Ware nicht gekauft oder gibt es dafür kein Geld, ist die Ware nichts wert.

Die Wertschätzung erscheint als Preis in Geldeinheiten bezogen auf eine Mengeneinheit der Ware (Stück, kg, to, Std. usw.). Sie wird am Markt vollzogen, dabei gestalten sich die Preisvorstellungen des Warenbesitzers nach den Verhältnissen, in denen die Ware produziert werden. Die Geldbesitzer gestalten ihre Preisvorstellungen nach den Zugangsmöglichkeiten zu Geld und nach ihren Bedürfnissen, in die auch Werte, eingehen können, die sie dem Gebrauch beimessen. Die Konkretisierung führt dann zum Preis. Dieser Preis für eine bestimmte Ware kann von Situation zu Situation verschieden sein. Da spielt z.B. die Region, die Ausstattung der Werkstatt usw. eine Rolle.

Auf der betriebswirtschaftlichen Ebene wird der Produktionspreis (pr) bestimmt durch die Kosten für die Abschreibung (Produktionsmittelverbrauch, ∆c), dem Lohn (L), der zur Reproduktion der Arbeitskraft dient und dem Profit (p) als Restgröße (Residuum). Diese Größen werden in Geld buchhalterisch wie folgt ausgedrückt:

∆c+ L + p = pr

Aus dieser Sicht stellt die Arbeitskraft und die Maschine jeweils einen Kostenfaktor dar. Faktoren sind für das Unternehmen Größen in eine Buchhaltung hinter der die reale Welt verschwindet. Sie ist Ausdruck dafür, dass die Tätigkeit des Unternehmers im Kapitalismus in erster Linie darauf gerichtet ist, eine positive Zahl – den Gewinn – zu erzielen.

Der Anfang und das Ende der Unternehmung ist Geld, ebenso der Erfolg, der sich im Gewinn manifestiert. Daher haben die realen Prozesse, die sich innerhalb der Unternehmung abspielen, für die Geschäftspolitik der Unternehmung nur insofern Bedeutung, als sie sich in der Geldrechnung niederschlagen. Das Instrument, mit dem alle Größen in Geldwerte transmutiert werden, ist die doppelte.-Buchhaltung. Sie ist für die Unternehmung konstituierend. Die doppelte Buchhaltung zieht aus der Gegenüberstellung von Aufwand und Ertrag bzw. von Plus- und Minusgeldwerten den Gesamtsaldo als Geldgröße.“ (s. Exkurs 1: H. Chr. Binswanger: Die Wachstumsspirale, 2006, S. 76 – 79).

Damit wird unterstellt, dass neben Arbeit (variables Kapital) das Sachkapital (konstantes Kapital) Produktionswerte herstellt. Dadurch erscheinen diese Kapitalien und die Preiserhebung (monetäre Ebene) als Quelle von Werten und nicht die Arbeitskraft. Diese Sichtweise verdeckt, dass Maschinen keine Werte schaffen, sondern an ihnen arbeitende Menschen und dass die Maschinen ebenfalls von arbeitenden Menschen erstellt wurden. Volkswirtschaftler, die in den Kategorien von Unternehmern denken, entwerfen folgerichtig Volkswirtschaftsmodelle, in denen Kapital, Boden und Arbeit als Produktionsfaktoren Güter und Leistungen herstellen.

Marx macht eine andere Rechnung auf. Er bezieht sich auf die triviale Tatsache, dass Menschen, um zu arbeiten, Arbeitszeit verbrauchen. Ihr 8-Std.-Tag kann z. B. aufgeteilt werden in 3 Std., wofür sie ihren Lohn erhalten. Das entspricht dem variablen Kapital (v) und der Tauschwert der Ware Arbeitskraft. Mit dem Lohn können wiederum Waren für die Wiederherstellung (Restitutions) der Arbeitsfähigkeit gekauft werden. Ein anderer Teil, z.B. 2 Std. dient zur Anschaffung von neuem bzw. verbrauchtem Material. Das ist das verbrauchte konstante Kapital (∆c). In weiteren 3-Std. wird für den Profit (p) gearbeitet:

8 Std. Gesamtarbeitszeit = 2 Std. ∆c + 3 Std. L + 3 Std. p

Es wird also in Arbeitszeiten gerechnet. Nach der marxistischen Arbeitswerttheorie entstehen die Werte in der kapitalistischen Wirtschaft im Raum der Produktion und nicht in dem der Zirkulation.

Die Arbeitskraft der Werktätigen ist die Quelle von wirtschaftlichen Werten.

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April 26, 2015 Posted by | Wirtschaft | , , , | Hinterlasse einen Kommentar

Modell der Arbeitswertlehre

Modell zur Marxschen Arbeitswerttheorie

Überarbeitung 1. April 15

Vorbemerkung

Die Marxsche Arbeitswertlehre wird von ihren Anhängern intensiv akademisch geführt. Bürgerliche Ökonomen halten sie für überholt und lassen sie „links“ liegen. Die Diskussion hat ihren Ursprung in der buchhalterischen Aufarbeitung wirtschaftlicher, insbesondere kapitalistischer Prozesse. Das hat seinen Grund darin, dass kapitalistische Wirtschaftsprozesse in der Sprache des Geldes beschrieben werden, mehr noch sie sind ohne Geld nicht möglich. Die kaufmännische Rechnungslegung in Geldeinheit ist die Grundlage unternehmerischer Tätigkeiten.

Die Anhänger der Arbeitswerttheorie gehen von der Auffassung aus, dass volkswirtschaftliche Werte nur der Arbeit der Werktätigen entspringe. Auch die bürgerlichen Ursprungsväter der klassischen Ökonomie hatten diese Vorstellung. Es wäre absurd anzunehmen, Werte entsprängen aus dem Besitz von Maschinen, Geld oder Land. Die Maschinen müssen bedient, für Geld muss gearbeitet und das Land muss bestellt werden. Maschinen, Geld und Immobilien würden keine Werte schaffen. (s. dazu Anmkg. 1)

Was ist also das Problem? Es besteht darin, welche Bedeutung für die einzelnen Diskutanten die Begriffe Arbeit und Wert haben. Denn „die Arbeit“ ist eine kategoriale Bestimmung eines Beobachters, der sich in einer äußeren Distanz zu seinem Gegenstand wähnt. Er beobachtet in verschieden Situationen Personen in ihren Handlungen und ordnet sie als Arbeit ein. Noch schwieriger ist es, den Begriff „Wert“ kategorial zu bestimmen. In ihren Beziehungen bewerten Menschen, sich untereinander, bewerten Gegenstände und Handlungen. Die Werte von wirtschaftlichen Gütern und Leistungen werden in der Regel quantitativ in Geldeinheiten ausgedrückt. Die Qualität geht dabei verloren.

Nun werfen die „linken“ Vertreter der „reinen“ Arbeitswertlehre den „linken“ Kritikern Verrat an den grundsätzlichen Aussagen der Theorie vor (s. Marx, Das Kapital, MEW 25, S. 166). Es ist oft ein akademischer Streit um die richtige Darstellung des buchhalterisch erfassten Prozesses der Wertentstehung – ein ungenügender, wenn nicht unmöglicher Versuch, Dynamik statisch zu erfassen. Da werden Konten definiert und eröffnet, d.h. mit Zahlen gefüllt und miteinander zahlenmäßig, d.h. mathematisch verknüpft. Verkannt wird dabei, dass diese Art der Wirtschaftsanalyse den in kapitalistischen Denkkategorien verhafteten Beobachter kennzeichnet (Exkurs 1). Buchhaltungen sind nur zahlenmäßig erfasste Augenblickabbilder der Wirklichkeit. Sie sind darüber hinaus der unmögliche Versuch, durch Geldeinheiten die Qualitäten verschiedener Erscheinungen in Quantitäten auszudrücken. Ich habe mir nun die Mühe gemacht, den buchhalterischen Weg nachzuvollziehen.

Darstellung der Arbeitswerttheorie

Unter Verzicht einer vertieften Darstellung (s. aber Exkurs 3) soll im Folgenden versucht werden, kurz in Schlagworten die Arbeitswerttheorie zu skizzieren.

Danach entstehen die Werte in einer Volkswirtschaft im Raum der Produktion und nicht in dem der Zirkulation. Es heißt:

Die Arbeitskraft der Werktätigen ist die Quelle von wirtschaftlichen Werten

In der marxistischen Terminologie heißt es, dass „sich die Waren entsprechend der zu ihrer Produktion notwendigen Menge gesellschaftlicher Arbeit, also zu ihren Werten austauschen“. (Anm.: M. Sohn, Der dritte Anlauf, PapyRossa, 2012, S. 90). Welche Arbeit ist genau gemeint, was wird damit hergestellt, was sind das für Werte, was ist die Arbeitskraft? .Welche Konsequenzen hat die aufgestellte Kernaussage für die Variablen einer kapitalistischen Volkswirtschaft aus der Sicht marxistisch orientierter Wirtschaftswissenschaftler?

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April 26, 2015 Posted by | Wirtschaft | , , | Hinterlasse einen Kommentar